Schulgemeinde Wilen
Die Schulgemeinde Wilen entstand 1806 aus den Rotten Langgreut und Wilen.
Anfangszeiten
Leider fehlen von dieser Schulgemeinde die meisten Protokolle, was eine Geschichtsschreibung schwierig macht. Als Anfang finden wir im Jahre 1722 einen Lehrer Hans Ulrich Hauser, der in verschiedenen Schulstuben unterrichtet hatte. Er baute schliesslich ein eigenes Haus und führte dort bis zum Tode den Unterricht. In der neu erbauten evangelischen Kirche diente er als Vorsänger. 1762 unterrichtete Hans Conrad Straub als ein typischer Vertreter eines Schulmeisters jener Zeit. Nebst dem Unterricht war er Weber und führte noch eine kleine Landwirtschaft, damit er seine Familie ernähren konnte. Die Schule brachte ihm pro Schüler und Woche nur 3 Kreuzer ein, und von Ostern bis Martini war sie sowieso geschlossen, bevor eine Sommerschule eingeführt wurde. Diese verdross aber die Bauern, weil sie die Kinder für die Feldarbeit brauchten.
1809 kaufte der Lehrer Hans Ulrich Hauser ein abgerissenes Haus von Hungerbühl und liess es in Wilen aufstellen. Die neue Schulstube darin übertrug er vertraglich der Schulgemeinde und erhielt dafür 30 Franken im Jahr. Bald wurde es aber zu eng, und der Regierungsrat forderte einen Neubau. Dieser wurde 1844 eingeweiht und kostete 2'286.25 Franken. 1848 wurde die Schulzeit auf 40 Wochen im Jahr festgelegt, und die Sommerschule ging darin auf. Damals amtete Lehrer Hauser und wurde reif für das Pensionsalter. Es gab aber keine Pension, und deshalb stellte er einen Vikar an, den er selber besoldete. Das ging jahrelang so, und Hauser sträubte sich zu gehen. Der Vikar aber wollte das Wohnrecht und Pflanzland, das einem Lehrer zustand. Erst 1859 versprach man Hauser 50 Franken im Jahr, und der Kanton setzte noch 25 Franken drauf, worauf dieser die Demission einreichte. Im Jahre 1880 war die Schule Wilen überfüllt, und der Regierungsrat forderte einen Neubau. Mehr als hundert Schüler sassen im Zimmer, und an zwei Halbtagen fand zugleich noch die Arbeitsschule im gleichen Zimmer statt. Diesmal wurde aber diskutiert, ob man sich nicht von Egnach trennen sollte, welches ein rasantes Wachstum zeigte, seit die Bahnstation 1869 eröffnet worden war.
Eine neue Schulgemeinde - Egnach
So wurde es abgemacht. Egnach gründete eine eigene Schulgemeinde und baute ein Schulhaus im Dorf. In dieser Zeit amtete in Wilen Lehrer Michel, welcher mit 53 Dienstjahren 1904 seinen Dienst quittierte. Zu dieser Zeit stellte sich die Frage nach einem neuen Schulhaus. Die Schulbürger bewilligten einen Kredit von 50'000 Franken, und am 4. Okt. 1908 wurde das schöne neue Schulhaus im Jugendstil eingeweiht.
Der erste Weltkrieg brachte schwere Zeiten, und der Lehrer musste sogar einen Kurs in Kohle sparen absolvieren. Eine Kohlenzwangsaktie wurde aufgebrummt. Die Zeit nach dem Krieg brachte viele Neuerungen, so 1923 das erste Spülklosett in der Schule. Mit dem Telefon aber ging gar nichts, denn die Anschlusskosten von 60 Franken war den Schulbürgern zu viel.
Schwierige Zeiten
In den 40-er Jahren sank der Steuerertrag laufend, und der Schulpfleger schrieb ein Defizit nach dem anderen. Und jedes Jahr wurde es von der reichen Elektra ausgeglichen. Um Heizgeld zu sparen kaufte man den Schülern warme Finken, strich den Samstagunterricht und machte einen Aufruf an die Bauern, Brennholz zu spenden. 1946 wurde eine neue Ölheizung installiert, und Lehrer Neuweiler trat seinen Dienst an. 1948 wurde das 8. Schuljahr eingeführt.
Das Ende
Der intensiv anhaltende Wohnungsbau in Egnach brachte enorme Anforderungen an die Schulen. 1965 stellte sich die Frage, ob man mit Egnach fusionieren, einen Teil an Egnach abtreten oder Wilen ausbauen sollte. 1973 sollten die 4.-6. Klassen in Egnach unterrichtet werden. Die Weichen wurden 1976 gestellt. Es ging darum, alle Schulgemeinden zusammenzulegen. Dies wäre steuerlich interessant gewesen, und man hätte auch die Schüler besser an die Schulhäuser verteilen können. Doch Ringenzeichen, Neukirch und Steinebrunn lehnten ab. So schlossen sich Egnach und Wilen zusammen, und seit dem 1. Juni 1977 hörte die Schulgemeinde Wilen auf zu existieren.
Bilder / Fotos
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Wilen 6, Schulhaus bis 1843
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Wilen 11, Ausschnitt aus Postkarte
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Schulhaus Wilen 11, 1842 bis 1908
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50 Jahre Dienstjubiläum Lehrer Michel 1901
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Einweihung Schulhaus Wilen 1908
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Schulhaus Wilen ca. 1910
Literatur
Protokolle Schulgemeinde Wilen
Protokolle Gemeinderat Egnach
Egon Bruderer: Das Egnach und seine Bewohner