Luxburg
Luftaufnahme von Luxburg, um
Unter Luxburg verstehen wir heute das Schloss und seine weitere Umgebung. Dazu gehört die grosszügige Badewiese, die Aach mit dem Seeclubhafen und eine Anzahl neuerer Wohnhäuser.
Geschichte

Ursprünglich war hier im 12. Jahrhundert ein natürlicher Hafen, genannt „Obra Stad“, und ein Inselchen „Nidra Stad“ mit einer verfallenen Burgruine. Da bis ins 19. Jahrhundert keine brauchbaren Strassen existierten, lief der gesamte Handel der Region über den See. Grosse Lastkähne, so genannte Lädinen mit einem grossen Rahsegel, verkehrten zu den grossen Orten wie Konstanz, Lindau, Buchhorn (Friedrichshafen), Überlingen, Fussach usw. Die Egnacher Bauern verluden hier ihre Exportware wie Wein, Obst, Getreide und führten Jungvieh, Salz, Holz für ihren Bedarf ein.
Das Schloss Luxburg
1498 erbaute Oswald Kröll, ein Lindauer Grosshändler, das heutige Schloss Luxburg als Sommerresidenz für seine Familie. Über die Jahrhunderte wechselten mehr als 30 Eigentümer den Besitz. Durch den Titel „Reichsgraf von Luxburg“, erhielt das Schloss 1790 endgültig den Namen. Leider wurde viel Land verkauft, und aus einem halben Quadratkilometer Grundbesitz sind gerade einmal 94 Aren übrig geblieben. Heute gehört das Schloss dem Verein Schloss Luxburg; es ist auch eine Stiftung und Aktiengesellschaft.
Erstes Gewerbe am See
1839 liess sich ein Christoph Köhler links der Aachmündung nieder und eröffnete eine Rotfärberei. Rotes Garn war damals heiss begehrt und wurde bis in den nahen Osten exportiert. Das Seewasser war ideal, um die gefärbten Tücher auszuschwemmen. 1902 rentierte der Betrieb aber nicht mehr, und ein Parketthersteller aus Friedrichshafen kaufte ihn auf und baute eine kleine Fabrik. Viele Egnacher Stuben weisen heute noch schöne Böden aus jener Zeit auf.
Entdeckung der Sauberkeit
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert lässt Menschen am Arbeitsplatz immer näher zusammenrücken. Damit entsteht ein Problem durch die Ausdünstung. Persönliche Sauberkeit wird notwendig; es ist die Geburtsstunde der Hygiene. Damit wird das Baden entdeckt.
Grössere Orte wie Arbon, Romanshorn, bauen öffentliche Badeanstalten, welche immer beliebter werden. Die Idee kommt im Egnach an. 1868 baut die Aktien-Gesellschaft „Seebad- & Waschanstalt“ bei der Luxburg ein erstes öffentliches Badehaus. Und nun kann die Hausfrau mit dem vollbepackten Leiterwägeli zur Luxburg spazieren und dort sich selber und auch ihre Wäsche im See reinigen. Fast hundert Jahre später ist das Freibad Luxburg mit den grossen Wiesen ein beliebter Ort zum Baden und Grillieren.
Ein neuer Hafen Luxburg mit Problemen

Im 19. Jh. erwachte der Verkehr zu Lande. Überall wurden Strassen gebaut. Das Gemeindestrassennetz im Egnach mit 70 km entstand. Dies benötigte jedoch Unmengen an Kies, und die wenigen Kiesgruben der Gemeinde waren bald leer. So beschloss der Gemeinderat, den Kies per Schiff von Immenstaad zu kaufen. Dazu war jedoch ein Hafen mit Lagerplatz nötig, und dieser wurde 1884 im oberen Aachbereich ausgebaut (heute Seeclubhafen). Auf einem eigens dazu gebauten Weg wurden die Kiesschiffe den Aachkanal von Männern hinaufgezogen und dort entladen. Es herrschte reger Betrieb, und die Wirtschaft „zur Schifflände“ hatte immer genügend Kundschaft. Auf dem Weg durch den Aachkanal verhedderten sich aber öfters die Schiffsmasten im Geäst der überhängenden Bäume und sorgten für viel Ärger. Dazu verschlammte der Bach mehr und mehr und war bei Niedrigwasser oft nicht mehr zu befahren.
Der Hafen am See

1901 eröffnete Jean Züllig im Dorf eine Bauschreinerei und importierte per Schiff Holz aus Deutschland. Er baute dafür direkt am See einen grossen Hafen mit zwei Spundwänden in den See hinaus. Damit waren die Schiffe geschützt. Nun konnten sie das ganze Jahr problemlos landen, und die Gemeinde schloss sich an und lagerte fortan den Kies auf diesem Platz. Sogar eine Zollstation wurde eingerichtet. Nach dem Krieg nahm der Strassenverkehr stark zu, und man transportierte den Kies immer mehr mit Lastwagen direkt zum gewünschten Ort; der Hafen verlor seine Bedeutung. Der Besitzer Züllig richtete den heutigen Campingplatz ein, und die Gemeinde machte den Platz zu einer grossen Deponie, woraus der heutige Badeplatz entstand. Der obere Hafen ging ein, wurde vergessen und verfiel allmählich, bis ihn der Seeclub übernahm und für seine Zwecke ausbaute. Das Problem mit der Verschlammung ist aber geblieben.
Luxburg als Wohngebiet
Die ersten Wohnhäuser wurden in den sechziger Jahren gebaut. Nach einem katastrophalen Konkurs eines Schlossherrn musste nämlich ein Teil des Schlossparks verkauft werden. Darauf entstanden die ersten Einfamilienhäuser. Später kamen andere dazu, und in den letzten Jahren sind sogar Wohnblöcke erstanden.
Bilder / Fotos
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Sägerei Jean Züllig, 1914
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Kiesschiff bei der Luxburg, 1920
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Kabine des Kiesbaggers, 1950
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Zollhaus Luxburg, um 1950
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Restaurant Schifflände, um 1950
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Kieshaufen im Hafen Luxburg, 1958
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Luftaufnahme Camping Luxburg, 1970
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Spundwände bei der Luxburg, 2005
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Spundwände beim Hafen Luxburg, 2022
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Luftaufnahme von Luxburg, um
Literatur
Rolf Blust: Um die Luxburg, 2000
Protokolle Gemeinderat Egnach