Entstehung Schulgemeinden

Aus Wiki-Egnach

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es weder eine allgemeine Schulpflicht noch Schulhäuser.

Die Vorläufer unserer Primarschulen

Die ältesten Unterlagen in Egnach berichten von der Schule Olmishausen. 1587 führte Schulmeister Hauser die evangelische Schule. Die Katholiken wollten eine eigene und wurden vom Benefiziaten (Priester) unterrichtet. Ihr Lehrstoff umfasste ausschliesslich den Katechismus und das Singen religiöser Lieder für den Gottesdienst. Im Osten der Gemeinde lehrte um 1650 Andreas Schär in Ringenzeichen. Wilen hatte um 1700 eine Schule, aber erst 1722 wurde Hans Ulrich Stacher als Schulmeister und Vorsänger schriftlich erwähnt. In der oberen Gemeinde, wo kein eigentliches Dorf bestand, lehrte Ulrich Baumann 1734 in Baumannshaus. 1750 gingen die Schüler nach Burkartsulishaus und vier Jahre später nach Hegi, wo der bekannte Abraham Kreis als Junglehrer amtete. Um seinen Lohn aufzubessern, malte er die Namen der Bauern auf Getreidesäcke. Die Schule Hegi finden wir 1803 unter Hans Jakob Michel in Schübshub, aber nach wenigen Jahren zog sie um nach Oberhegi, wo sie endgültig blieb. Für die Gemeindemitte, wo noch ein eigentliches Dorf fehlte (Neukirch), lehrte 1675 Rudolf Hegner in Kuglersgreut. Hundert Jahre später führte Hans Ulrich Stacher eine Sommerschule auf Gristen. Erst 1754 unterrichtete ein Hans Jacob Stäheli 30 Schüler ‚bei der Kirchen’, also im heutigen Dorf Neukirch. Später zog Abraham Kreis von Hegi nach Mosershaus um und baute ein Wohnhaus mit Schule, das heute noch am westlichen Dorfrand von Neukirch steht. Er blieb dort bis zum Lebensende. 106 Alltagsschüler und 39 Repetierschüler waren für ihn normal und füllten sein Geldsäckel zu seiner Zufriedenheit. Als er altershalber nicht mehr genug Kraft zum Unterrichten hatte, stellte er einen Vikar ein und teilte mit diesem den Lohn, denn es gab noch keine Pensionskasse.

So finden wir im Egnach sechs Schulen, die verteilt auf das grosse Gebiet etwa den Schulraum der Bevölkerung abdeckten. Allerdings stand keinerlei Planung dahinter, denn jeder Schüler besuchte die Schule, die ihm zusagte. Welch ein Verkehr kreuz und quer! Das gab zum Teil sehr lange Schulwege für die Kinder – zu Fuss, ohne eigentliche Strassen, quer über Äcker und Fluren. Aber je bekannter ein Lehrer war, umso mehr Kinder besuchten seine Schule, und so ist es nicht verwunderlich, wenn Schulen kamen und gingen, wie vor allem im späteren Schulkreis Hegi.

Wie ging es damals zu in einer Schule?

Die Winterschule begann an Martini im November, dauerte von 8-11 Uhr und von 12-16 Uhr und endete an Ostern oder Pfingsten. Die Sommerschulen dauerten nur am Morgen von 7-10 Uhr, danach wurden die Kinder als Arbeitskräfte auf dem Hof gebraucht. Die Schule begann mit einem Gebet. Die Schüler wurden nach Fähigkeiten und nicht nach Alter in drei Klassen eingeteilt: die ABC- Schüler, diejenigen die buchstabieren und die, die lesen übten. Wichtig war der Gesang für die Kirche. Rechnen kommt kaum vor. Wer ein guter Schüler war, konnte immer mehr in den Schulbänken nach vorne rücken.

Der Schulmeister sollte in seiner Lebensart keinen öffentlichen Anstoss erregen. Er sollte die Kinder lieben und lehren, sei es im Lesen, Schreiben, Beten oder anderwertig. Der Mittwoch- und Samstagvormittag war für den Katechismus bestimmt. Am Sonntag versammelte der Schulmeister seine Schüler vor dem Gottesdienst im Schulhaus und übte mit ihnen den ‚Kilchengesang’ und führte sie züchtig zur Kirche. Dort diente er als Vorsänger und überwachte die Schüler. Der Pfarrer besuchte wöchentlich die Schule.

Freier Thurgau 1803 – die Schulkreise

Im neuen Kanton wurden schnell erste Schulordnungen aufgestellt, aber noch hatte die Kirche das Sagen. Die allgemeine Schulpflicht wurde eingeführt, worüber die Landbevölkerung gar nicht erfreut war, nahm doch die Schule ihre Kinder – sprich Arbeitskräfte weg. Dann ordnete der Kanton die Einteilung fester Schulkreise an, und nun war es fertig mit der freien Schulwahl. Im Egnach entstanden die 5 Schulkreise Wilen, Olmishausen, Hegi, Neukirch und Ringenzeichen. Daneben war separiert die katholische Schule Steinebrunn. In den Schulkreisen wurde eine Behörde, die Vorsteherschaft gewählt.

1833 gilt als das offizielle Gründungsjahr der Volksschule im Thurgau. Ein umfassendes Schulgesetz trat in Kraft, und in Kreuzlingen öffnete das Lehrerseminar die Tore. Fortan wurden dort die Lehrer gründlich ausgebildet und geprüft. Die Primarschulen waren mehrheitlich Gesamtschulen, wo alle Schüler in einem Raum unterrichtet wurden. Die Schulzeit wurde von 18 auf 32 Wochen heraufgesetzt. Rechnen war ein neues Fach, und die Alltagsschule wurde absolviert vom 6. – 12. Altersjahr, gefolgt von der Repetierschule für die 12 – 15-jährigen mit 32 Tagen pro Jahr.