Alte Turnhalle Neukirch

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Nach der Sanierung 2023 präsentiert sich die alte Turnhalle mit dem neuem Vordach gegen Osten nun als Aula, Einweihung am 04. November 2023

Die alte Turnhalle auf dem Schulareal in Neukirch war die erste und über viele Jahre die einzige Halle in der Gemeinde für den Turnbetrieb von Schulen und Vereinen. Daneben wurde sie auch viel für öffentliche Anlässe genutzt. Nach dem Neubau der Rietzelghalle 1984 und der Seesichthalle wurde sie nicht mehr für den Turnbetrieb benötigt. Mit dem Umbau 2023 wird sie zukünftig als Aula für kulturelle Anlässe genutzt.

Der lange Weg zur ersten Turnhalle

Alte Turnhalle Neukirch, 1926

Um 1900 kämpften viele Dörfer mit erheblichen Raumproblemen. Die Bevölkerung wuchs stetig, und die Schulhäuser waren schnell wieder zu klein. Ein Neubau in Neukirch von 1841 musste schon 1879 ersetzt werden. Die gleichen Probleme hatte auch die Sekundarschule. Weil der Turnunterricht obligatorisch wurde, suchte man auch dafür ein Lokal. Im Sommer übte man draussen, im Winter stand höchstens die Remise des „Rössli“ zu Verfügung, wo auch öfters ein Dorffest gefeiert wurde. Aber es war sehr eng, und es fehlten Möglichkeiten zum Umkleiden.

Initiative durch Turnverein

1905 wandte sich der Turnverein erstmals an den Gemeinderat mit dem Vorschlag, eine Turnhalle zu bauen. Doch man nahm diese „Buben“ nicht so recht ernst und winkte ab. Nicht einmal Schulen hatten zu jener Zeit eine Turnhalle. Aber der Schulinspektor rügte gleichzeitig die Neukircher über die ungenügenden Turnmöglichkeiten. So nahm sich der Gemeinderat der Sache an und prüfte, ob man dafür die Scheune beim Pfarrhaus einrichten könnte, was aber unmöglich war. Dann schlief das Thema ein, und 1913 steht in den Protokollen, dass die 135 Mitglieder des Turnvereins immer noch in der Remise des Rössli ihre Übungen absolvierten. Es folgte der erste Weltkrieg und bereitete ganz andere Sorgen. Trotzdem legten die Turner immer wieder einen Batzen für eine Turnhalle auf die Seite. Mitten im Krieg hatten sie schon 640 Franken gespart. Als 1919 der Krieg vorbei war, versprach der Gemeinderat, einen Geldbetrag für einen Turnhallenbau zurückzustellen. Das war’s aber. Danach herrschte wieder Schweigen bis  im Jahre 1922. Nun ging der Turnverein  in die Offensive, und der Präsident offerierte, dass der Verein alle Erdarbeiten für die Halle übernehmen würde, falls das Projekt zustande käme. Das brachte endlich die Sache ins Rollen, und Gemeinderat und die Vorsteher der Sekundarschule beschlossen, einen Neubau auf dem Platz der Schule Neukirch vorzunehmen.

Streit um den Standort

Gedicht zur Einweihung der Turnhalle Neukirch 1926

Das löste jedoch schnell eine grosse Diskussionswelle aus, denn es wurden Stimmen laut, man solle die Turnhalle auf dem Gristenbühl erstellen und zwar südlich der Strasse beim Sekundarschulhaus. Wenn im Dorf gebaut würde, wollten die Befürworter vor allem eine Konzerthalle bauen, dabei brauche man nur eine Turnhalle. Die Zeit verging tatenlos, doch 1923 waren bereits 10'000 Franken für einen Bau bereitgestellt. Die Vereine machten Druck, man solle so schnell wie möglich beginnen. Aber der Bauplatz war immer noch nicht festgelegt. Man stellte nun zwei Visiere, auf dem Gristenbühl und eines im Dorf beim Unterschulhaus auf. Mit Unterschriftenbögen sammelte jede Partei eifrig Stimmen für den Standort. Unklar war vor allem, wer denn bauen würde: die Schule oder die Gemeinde. Einig war man sich, dass die Halle in den Besitz der Sekundarschule gehöre. Nun gelang aber den Neukirchern ein entscheidender Schachzug: Sie offerierten den Bauplatz beim Mittelschulhaus - gratis! Und dieser Joker tat seine Wirkung. Am 28. Juli 1923 beschloss die Gemeindeversammlung den Bau durch die Gemeinde im Dorf. Aber wiederum passierte nichts - über zwei Jahre lang! Dann, am 50. Jubiläum der Turner, sprach Gemeindeammann Häberli vom Balkon des Gemeindehauses zu den Bürgern über den definitiven Bau. Die Freude war gross, und im Winter 1925/26 begannen die Turner zu graben. Im Sommer 1926 wurde der Neubau mit Turnübungen, Festwirtschaft und Tanz eingeweiht. Vor der Halle wurde ein schöner Sportplatz angelegt. Jetzt konnte ein richtiger Turnbetrieb für Schule und Vereine beginnen, und man war nicht mehr abhängig vom Wetter. Das Geld war aber knapp, und die Turner mussten alle nötigen Geräte selber kaufen und bezahlen: Reck, Barren, Bock und Pferd sowie Matten. Nebst dem Turnbetrieb folgte dann schon bald die erste Abendunterhaltung in der Halle. Man begnügte sich nicht mehr mit dem engen Rösslisaal. Und damit wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen: Wo sollten in Zukunft grosse Gemeindeanlässe begangen werden? Die Antwort liess viele Jahrzehnte Jahrzehnten auf sich warten: 1984 eröffnete die Rietzelghalle ihre Tore.       

Umnutzung zur Aula

Offizielle Einweihungsfeier der Aula am 04. November 2023

Bereits bei der Planung des Neubaus für die Sekundarschule an der Amriswilerstrasse 14 wurde bewusst auf eine neue Aula verzichtet, diese sollte in der alten Turnhalle eingerichtet werden. Für den Turnbetrieb entsprach die ehrwürdige Halle nicht mehr den geltenden Normen und wurde nach der Inbetriebnahme der Seesichthalle im Jahr 2020 auch nicht mehr benötigt. Das Gebäude steht zudem unter Denkmalschutz und muss erhalten werden. An der Urnenabstimmung vom 29. November 2020 wurde ein Baukredit von 1.72 Millionen bewilligt und im Herbst 2021 begannen die Bauarbeiten. Im Februar 2022 informierte die Schulbehörde über Verzögerungen wegen baulicher Schwierigkeiten und voraussichtlicher Mehrkosten gegenüber dem Kostenvoranschlag. Am 25. September wurde ein Nachtragskredit über 590'000.- an der Urne mit 53.2% Ja-Stimmen angenommen. Der Umbau konnte im Sommer 2023 vollendet werden. Am 4. November 2023 fand die offizielle Einweihung statt.

Weblinks

Volksschulgemeinde Egnach Aula (2023)

Quellen

Protokolle Sekundarschule Neukirch

Jubiläumsschrift Turnverein Neukirch 1933

Protokolle des Turnvereins Neukirch

Fotoalbun des TV Neukirch

Bilder / Fotos